Krems-Wachtberg
Gezielte Testbohrungen seit dem Jahr 2000 zeigten unweit der durch Josef Bayer 1930 bekannt gewordenen Fundstelle Krems-Wachtberg eine ausgeprägte Fundschicht aus der Zeit vor 31.000 Jahren. Die anschließenden Ausgrabungen seit 2005 erbrachten sensationelle Ergebnisse: Ein Säuglings-Doppelgrab (Burial 1) und ein Einzelgrab eines weiteren Babys (Burial 2), eine wiederholt genutzte Feuerstelle und überaus reiche Reste des altsteinzeitlichen Lagerlebens.
Die verstorbenen Neugeborenen des Doppelgrabes wurden in einer ovalen Grube in seitlicher Hockerlage bestattet, mit Rötel bestreut und mit einem Mammut-Schulterblatt abgedeckt. Eine Elfenbeinperlenkette als Grabbeigabe sowie die aufwendige Grabkonstruktion zeugen von der Bedeutung der Säuglinge in der Jäger-Sammler(innen)-Gesellschaft.
Etwa 1,5 m neben dem Doppelgrab fand sich eine weitere Bestattung, das Einzelgrab eines etwa 3 Monate alten Säuglings. Eine Elfenbeinnadel verschloss eine vermutlich aus Leder oder Fell bestehende Umhüllung der Körpers. Gemeinsam mit dem Doppelgrab sind die Hockerlage, die Rötelstreuung und die Blickrichtung gegen Osten, der aufgehenden Sonne entgegen.
Mit der Freilandfundstelle Krems-Wachtberg liegt ein überaus reicher jungpaläolithischer Lagerplatz vor, der zusätzlich aufgrund seiner umfangreichen Lössstratigraphie großes Potential zur chronostratigraphischen und klimatischen Gliederung des oberen Jungpleistozäns im Mittleren Donauraum bietet. Zwischen 2005 und 2015 wurden hier von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit finanzieller Unterstützung des FWF sowie des Landes Niederösterreich archäologische Ausgrabungen und ergänzende Geländeuntersuchungen durchgeführt.
Die bisherigen Ergebnisse lassen bereits Aussagen zur räumlichen Organisation des Lagerplatzes zu. Neben einem Aktivitätsbereich um eine mehrphasig genutzte Feuerstelle mit angrenzenden Gruben sind zwei Bestattungen nachweisbar. Die seit 2008 in verstärktem Maße untersuchten peripheren Fundbereiche erlauben tiefere Einblicke in die syn- und postsedimentären Verlagerungsprozesse und die ihnen zugrundeliegenden Hangprozesse und periglazialen Erscheinungen.

Interdisziplinäre Kooperationen im Rahmen des Projektes
Universität Wien
- Institut für Paläontologie
Dr. Otto Cichocki [E-Mail] - Institut für Geographie und Regionalforschung – Physiogeographisches Labor
Ass.-Prof. Mag. Dr. Robert Peticzka [E-Mail] - Institut für Anthropologie
Univ.-Prof. Dr. Christa Frank - Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie
(Lehrgrabung/Praktika für Studenten)
Universität für Bodenkultur Wien
- Institut für Angewandte Geologie
Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Markus Fiebig [E-Mail]
ao.Univ.-Prof. Mag.rer.nat. Dr.nat.techn. Franz Ottner [E-Mail] - Institut für Botanik
ao. Univ.-Prof. Dr.phil. Marianne Kohler-Schneider [E-Mail]
VERA (Vienna Environmental Research Accelerator)
- Institut für Isotopenforschung und Kernphysik
ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Eva Maria Wild [E-Mail]
Naturhistorisches Museum Wien
- Anthropologische Abteilung
HR Prof. Dr. Maria Teschler-Nicola [E-Mail] - Mineralogisch-Petrographische Abteilung
Dr. Vera M. F. Hammer [E-Mail] - Zoologische Abteilung
Priv.-Doz. Dr. Anita Gamauf [E-Mail] - Prähistorische Abteilung
Dr. Walpurga Antl-Weiser [E-Mail]
Karl-Franzens-Universität Graz
- Institut für Erdwissenschaften, Bereich Mineralogie und Petrologie
ao. Univ.-Prof. Dr. Christoph Hauzenberger [E-Mail] - Institut für Chemie – Analytische Chemie
Mag. Christoph Kurta [E-Mail]
Universität Innsbruck
- Institut für Mineralogie und Petrographie
Dr. Peter Tropper [E-Mail]
Universität Würzburg
- Institut für Geographie – Physische Geographie
Univ.-Prof. Dr. Birgit Terhorst [E-Mail]
Dipl.-Geogr. Tobias Sprafke [E-Mail]
Justus-Liebig-Universität Gießen
- Institut für Geographie – Physische Geographie
Prof. Dr. Markus Fuchs [E-Mail]
Dr. Johanna Lomax [E-Mail]
Universität Bayreuth
- Lehrstuhl für Geomorphologie
Dr. Ulrich Hambach [E-Mail]
Prof. Dr. Ludwig Zöller [E-Mail]
Leuphana Universität Lüneburg
- Institut für Ökologie
Prof. Dr. Brigitte Urban [E-Mail]
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH
Prof. Dr. Ernst Pernicka [E-Mail]
Dr. Joachim Lutz [E-Mail]
Masaryk University Brno
- Faculty of Science – Department of Anthropology
Prof. PhDr. Jiří Svoboda, DrSc. [E-Mail]
Assoc.Prof. RNDr. Miroslav Králík, Ph.D. [E-Mail] - Faculty of Science – Department of Geological Sciences
Prof. RNDr. Antonín Přichystal, CSc. [E-Mail] - Faculty of Arts – Department of Archaeology and Museology
Tschechische Akademie der Wissenschaften Brno
- Archeologický ústav
Prof. PhDr. Jiří Svoboda, DrSc. [E-Mail]
RNDr. Miriam Nývltová Fišáková, Ph.D. [E-Mail]
Royal Holloway University of London
- School of Biological Sciences
FP7 ERA-NET (European Research Area) programme, BiodivERsA
Dr Ian Barnes
McMaster University Ontario, Kanada
- Department of Anthropology
Dr. Tristan Carter
The University of Texas at Austin (UTA)
- Department of Anthropology
Prof. Dr. Fred Valdez Jr. [E-Mail]
The University of Texas at San Antonio (UTSA)
- Department of Anthropology
Assoc. Prof. Dr. Laura J. Levi [E-Mail]
Abgeschlossene Projekte
- Räumliche Organisation und Funktion gravettienzeitlicher Freilandstationen: Feuerstelle, Behausung und Bestattung am Beispiel der Fundstelle Krems-Wachtberg (Niederöstereich) ( P 21660; 1.7.2009 – 31.12.2013)
Zusammenfassung
Publikationen - Untersuchungen zur Sozialstruktur gravettienzeitlicher Jäger und Sammler anhand der neuen Siedlungs- und Bestattungsfunde am Wachtberg in Krems ( P 19347; 31.3.2007 – 31.12.2009)
Zusammenfassung
Publikationen - Gravettienzeitliche Besiedlungsmuster an der forschungsgeschichtlich bedeutenden Position Krems-Wachtberg, Niederösterreich ( P 17258; 24.11.2004 – 31.3.2007)
Zusammenfassung
Publikationen - Paläolithische Industriekreise vor dem letzten Eishöchststand zwischen 32.000 und 20.000 BP unter archäologischen und paläoökologischen Aspekten ( P 13780; 1.1.2000 – 31.12.2003)
Leitung: Univ-Prof. Dr. H. Friesinger
Wiss. Bearbeitung: Dr. Christine Neugebauer-Maresch
Publikation: Ch. Neugebauer-Maresch (Hrsg.), Krems-Hundssteig – Mammutjägerlager der Eiszeit. Ein Nutzungsareal paläolithischer Jäger- und Sammler(innen) vor 41.000-27.000 Jahren, Mitteilungen der Prähistorischen Kommission 67, Wien 2008. Info/Bestellung